Mittwoch, 20. März 2013

Hochs und Tiefs


Chefket


Dealer an der Ecke Speed, Weed, Kokain. Ich laufe vorbei, die Leute kaufen Harmonie.“
Berlin, ausländische Wurzeln, Rap – hört man diese Wörter in einem Satz, kommen bei den meisten Menschen typische Gangsterrap Klischees auf. Doch Chefket bedient keine Klischees. Er ist nicht der Dealer von der Straßenecke, der in seinen Raps Koks kleinhackt und Scharen von Homies um sich hat, um obligatorisch zu repräsentieren. Für ihn ist Rap mehr als das.
Rap ist sein Ausdrucksmittel für die Sorgen und Hoffnungen seiner Generation. So zumindest in dem Song Fliegen und Fallen, in dem die Suche nach Glück und die durch Party und Nachtleben verdrängten Probleme zum Ausdruck kommen.
Immer auf der Suche.Die Nacht ist schon alt.Die Beine schon müde.Verlieren den Halt.Wir fliegen, wir fallen.“

Der Titel zeigt zwei Seiten des Lebens auf: Das Fliegen, vielleicht auf Wolke 7, meistens im Rausch. Während dieses Zustands des Fliegens sind alle Sorgen und Probleme des Alltags verdrängt. Es besteht ein positives Gefühl und die Konservierung des Moments steht im Vordergrund. Im Gegensatz dazu steht das Fallen. Kanye West hat auf Dark Fantasy Folgendes gerappt: „What's worse? The pain or the hangover?“ Diese Frage zielt auf dasselbe Thema ab. Das Fallen kommt nach dem Fliegen, wie der Hangover, nachdem man die Schmerzen weggetrunken und in Rauch aufgehen lassen hat.

All die Dinge, die anscheinend zum Genuss beigetragen haben, sorgen am nächsten Tag, bei klarem Kopf, für das Gefühl von jener Wolke 7 herunterzufallen. Und das schmerzt nunmal. Auf der Suche nach Erfüllung, Spaß am Leben und Glück trinken, rauchen und feiern wir. Am nächsten Tag fühlen wir uns aber wieder niedergeschlagen und vielleicht sogar verloren, ohne Halt. Die Vergänglichkeit dieser Genussmittel wird einem bewusst und trotzdem begibt man sich wieder auf die Suche. Hat „Kippen in der Hand, auf den Lippen kein Geschmack“ und trinkt weiter, obwohl man bereits im Begriff ist, den Halt vollends zu verlieren. Abschließend würde ich nicht sagen, dass Fliegen und Fallen ein moralischer Track mit erhobenem Zeigefinger ist. Es ist eher so, dass Chefket ein Bewusstsein für sein Verhalten zeigt und seine Position als Rapper nutzt, um zum Nach- und Überdenken anzuregen, denn das Thema des Werkes betrifft sehr viele junge Menschen unserer Zeit.

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