Mittwoch, 20. März 2013

Keine Liebe verloren

Joe Budden Live at Plaza Live OrlandoNo Love Lost versucht Joe Budden Vergangenes zu verarbeiten. Er thematisiert und resümiert seine Gefühle und Erfahrungen bezüglich der Trennung von Esther Baxter. Medien, Twitter und auch seine Texte begleiteten diese Trennung und machten sie sehr öffentlich. Budden rappt in Ordinary Love Shit Part III (Closure) zum Beispiel davon, wie Esther ihn mit einem NFL-Spieler betrügt während sie schwanger war. Daraufhin veröffentlichte sie auf Twitter Fotos, von blauen Flecken und Schwellungen auf ihrem Körper, die Joey ihr zugefügt haben soll.

Best case worst case
Bester und schlechtester Fall bei Alben mit solchen Entstehungsgeschichten: Entweder wird es ehrlich, authentisch und abwechslungsreich, weil der Artist all seine Gedanken und Schmerzen in Kreativität ummünzen konnte, oder der schlechteste Fall tritt ein und das Album spiegelt keine inhaltliche Abwechslung wider und das Herz-Schmerz-Glas wird zum Überlaufen gebracht.

Letzteres lässt sich von No Love Lost nicht behaupten. Es wirkt zeitgenössisch, aber geschichtsbewusst, ehrlich und tiefgehend, aber nicht zu viel Titanic. Vor allem ist das Album sehr abwechslungsreich. Songs wie Top of the world, She don't put it down oder N.B.A sind alle singlereif und bedienen auch das Ohr des gemeinen Rapfans. Manchen Fans, die so begeistert waren von der Mood Muzik Mixtapereihe, könnten diese Songs missfallen, denn einige werfen Joey auf solchen Stücken lyrische Unfähigkeit vor. Er sei mittlerweile nur noch das One Hit Wonder von Pump it up.

Bedient
Diese Kritiker lässt er mit dem neuen Album allerdings verstummen. Denn es ist seine Spezialität, emotionale und stimmungserhabene Lieder zu produzieren. Gleichzeitig stellt er aber auch unter Beweis, dass er das Mceeing nicht verlernt oder vernachlässigt hat – siehe auch Slaughterhouse. Für die Mood Muzik Fans hat er aber einige Schmankerl auf dem Projekt:
Why would you take advantage when it's something I gave you?

And in the long term it doesn't take from me. It takes from you

You'd probably tell me I'm a fucked up n****.

You got it wrong I just won't be fucked up wit' ya!“

- Castles

Dabei ist es bemerkenswert, wie offen er mit Intimitäten und Persönlichem umgeht. Das macht ihn vielleicht wirklich zum Mood God des Rap, denn Ehrlichkeit wird bei Rappern leider viel zu selten großgeschrieben. Joey dahingegen gibt sich keine Blöße und plaudert fleißig aus dem Nähkästchen ohne aufdringlich, egoistisch oder selbstverliebt zu wirken.

Mit No Love Lost hat Budden ein komplettes Album abgeliefert. Es ist für jeden etwas dabei: Punchlines und Krösus-Raps (Top of the world, Last Day), Beziehungs- und Trennungsaufarbeitung (Castles, No Love Lost Outro), Songs für Liebende und Erotiker (You and I, Switch Positions), sowie Joeys innere Schmerzen und Gefühle. Also nehmt euch genügend Zeit, machts euch bequem und drückt auf „Play“.

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